Die Kadenz

Verbindung der Hauptdreiklänge

Als Hauptdreiklänge bezeichnet man die Dreiklänge auf der 1., der 4. und der 5. Stufe einer Tonart.
Die 1. Stufe nennt man auch Tonika (T), die 4. Stufe Subdominante (S) und die 5. Stufe Dominante (D) – (t, s, – Kleinbuchstaben – bei Mollakkorden!).
Die Grundtöne der drei Hauptakkorde sind auch die Eckpunkte der beidenTetrachorde, aus denen die (Dur-)Tonleiter der Tonart aufgebaut ist (s. Tonleiter).
In den drei Hauptakkorden sind alle Töne der Tonleiter der Tonart enthalten.
Somit kann man eine Melodie, die nur aus den Tönen der Grundtonleiter besteht, mit diesen drei Akkorden begleiten, da jeder Melodieton in mindestens einem der drei Hauptakkorde enthalten ist. Die Begleitung von einfachen Liedern (Volkslieder, Schlager etc.) besteht oft nur aus diesen drei Akkorden.

Im vierstimmigen Satz heißen die Stimmen: Bass – Tenor – Alt – Sopran.
Baß und Sopran sind die Außenstimmen – Tenor und Alt die Mittelstimmen.

Bei der „klassischen“ Verbindung von Akkorden sind Stimmführungsregelnzu beachten; in Bezug auf die drei Hauptakkorde vorerst folgende:

   
   1. Regel:           Gemeinsame Töne bleiben in der gleichen Stimme liegen.
   2. Regel: Die anderen Stimmen gehen auf dem kürzesten Weg zu den fehlenden Akkordtönen.

 

Bei der Verbindung T – S und D – T gibt es immer einen gemeinsamen Ton.
Diese Akkordpaare sind quintverwandt, d.h. ihre Grundtöne liegen eine Quinte (aufwärts oder abwärts) auseinander.


Bei der Verbindung S – D liegt kein gemeinsamer Ton vor. Verbindet man diese Akkorde auf dem einfachsten Weg, müßte man sie parallel verschieben. Dabei entstehen Oktav- und Quintparallelen. Diese Parallelen sind von alter Tradition her verboten, da sie als nicht schön klingend empfunden wurden und werden. Um diese Parallelen zu umgehen, gibt es eine weitere Regel:

     3. Regel: Bei Akkordverbindungen ohne einen gemeinsamen Ton führt man die Stimmen in Gegenbewegung.

Meistens liegen die Grundtöne hier – wie bei S – D (oder umgekehrt) – ein Sekundintervall auseinander. Der Bass wird dann aufwärts und die anderen Stimmen abwärts (bei anderer Akkordfolge ggf. umgekehrt) geführt.

Dieselbe Verbindung ensteht, wenn man die Tonika dazwischenstellen würde:

  

Die einfache Kadenz

Kadenz heißt soviel wie „Schlußfall„. Gemeint ist damit die Schlußwendung der Verbindung D – T mit der „fallenden“ Quinte im Bass (oder aufsteigender Quarte).
Im weiteren Sinne versteht man aber unter einer einfachen Kadenz die Akkordverbindung T – S – (T) – D – T.
Die Verbindung T – S „öffnet“ das harmonische Geschehen; die Verbindung D – T „schließt“ es wieder.
Die harmonische Spannung innerhalb dieser beiden Akkordpaare ist durch den Leitton geprägt. Die Leittonauflösung in der Verbindung D – T unterstützt entscheidend die Schlußwirkung dieser Verbindung (die Terz der Dominante – der 7. Ton der Tonleiter – löst sich in den Grundton der Tonika)!

  Durch die einfache Kadenz wird eine Tonart ganz deutlich abgesteckt, da alle Töne der Tonleiter in mindestens einem der drei Hauptakkorde vorgestellt wurden. Die Tonika wird durch die Schlußwendung D – T      („Schlußfall“ und Leittonauflösung) als tonales Zentrum betont.

Solche Kadenzen (harmonisch mehr oder weniger ausgeweitet) sind ein wichtiges, formales Strukturelement in der Musik.
Man sollte die Kadenz, bzw. zumindest den Kadenzschluß D – T, am Ende von Themen, thematischen Abschnitten oder Modulationen, bewußt wahrnehmen, da er einen Ruhepunkt, ein Ziel oder eine Erlösung, also die Erfüllung einer (harmonischen) Erwartung, die Lösung einer Spannung darstellt.

Die Durkadenz

Die „einfache“ Dur-Kadenz in allen drei Lagen:


Falschbeispiele mit verbotenen Parallelen und falscher Stimmführung:

 

F1, F2, F4:    verbotene, parallele Stimmführung
F3, F5:    falsche Stimmführung; der gemeinsame Ton wurde nicht 

              in der gleichen Stimme liegengelassen!

Die Mollkadenz

Da die Leittonspannung und -auflösung ein wesentliches Merkmal der Kadenz ist, kommt in der Mollkadenz auch eine Durdominante vor, (s. harmonisches Moll), sonst würde der Leitton fehlen. Bei einer Molldominante, wie sie im natürlichen Moll vorkommt, ist die Schlußwirkung viel schwächer (s. unten).
Die durch die Leittöne (harmonisches Moll) entstehenden Vorzeichen werden gesondert in den Notentext geschrieben. Die Generalvorzeichen (am Anfang jeder Notensystemzeile) beziehen sich somit immer auf das natürliche Moll!

Kadenz im „harmonischen“ Moll (hier in A-Moll):

Kadenz im „natürlichen“ Moll (ohne Leitton – schwache Schlußwirkung!):